3.4.3 Anmerkungen
Es ist erstaunlich, dass ein derartiges, kreativ wirkendes Spielsystem
mit großen Gewinnangeboten keinen Erfolg hatte. Dies gilt vor allem,
wenn man bedenkt, dass nur wenige Jahre später der in einer Abschweifung
betrachtete Merkur von ADP mit seinen großen Direktserien (3.4.1)
»wie eine Bombe« eingeschlagen ist.
Es gibt aber einen deutlichen Unterschied aus Spielersicht. Obwohl
das Spielsystem bei Gebrauch der Nachstartmöglichkeit eine Auszahlquote
von etwas über 70% bietet, »fühlt sich die Auszahlquote schlecht
an«, wenn man am »Wiking I« spielt. Das könnte in den folgenden
möglichen Ursachen begründet sein.
- Gewinnverteilung: Die Verteilung der gesamten Auszahlung auf
die Gewinne ist noch »altmodisch«, mit einer klaren Betonung der
mittleren und höheren Geldgewinne bei eher seltenen Serien. So gibt
es recht häufig 3 DM-Gewinne, und auch die Gewinne des »mittleren
Bereichs« von 1,20 DM bis 2,40 DM sind nicht selten. Diese Verteilung
führt aber eben auch dazu, dass es seltener »klingelt«3.31.
- Freispiele: Die Freispiele waren eine Totgeburt. Trotz (oder
wegen) der aufwendigen Präsentation dieses Features ist davon auszugehen,
dass Spieler eher enttäuscht waren, dass es sich »nur um Freispiele«
gehandelt hat. Vielleicht wäre es hier angemessener gewesen, eine
Kleinserie zu geben, um dem Eindruck der Seltenheit einer Serie entgegen
zu wirken3.32.
- Gewinnplan: Wer immer sich den Gewinnplan des »Wiking I«
ausgedacht hat, hätte lieber einen anderen Beruf ergreifen sollen.
Nicht nur, dass die Serien selten waren, es gibt eine ganze Reihe
»gut aussehender Kombinationen«, die keinen Gewinn ergeben -
ganz sicher zur Enttäuschung der Spieler, die nicht auf Scheibentext
und Gewinnplan geachtet haben und davon ausgingen, dass der »Wiking
I« den Konventionen anderer Geräte entspricht. Alle Kombinationen
mit drei oder vier Schilden auf den ersten drei Walzen geben nicht
einmal einen Kleingewinn. Dies gilt selbst dann, wenn ein Schild
auf der vierten Walze steht. Ein seltenes und sehr wertvoll aussehendes
Bild, das nicht einmal 30 Pfennig gibt! Das war einfach nur
schlecht, denn es entmutigt den Spieler.
- Kein Joker: Das Fehlen eines Jokers für Gewinnbeträge tat ein
übriges, um den Eindruck zu erwecken, dass Gewinne am »Wiking I«
schwierig zu erzielen sind.
- Jackpot: Der Jackpot für die 100er-Serie (3.4.2)
verdeckt die Tatsache, dass es sich praktisch um eine Direktserie
handelt. Es war schon ein bisschen dumm, hier nicht eine Direktkombination
anzugeben und vielleicht den übrigen Jackpot für ein anderes Feature
(etwa eine 5er-Serie) zu verwenden, sondern einen Jackpot zu benutzen,
um ein damals einmaliges Feature zu verbergen3.33.
- Langeweile: Die Verteilung der Symbole bringt es mit sich, dass
oft schon nach dem Stopp der zweiten Walze klar ist, dass hier kein
Gewinn mehr kommen kann - die restliche Wartezeit, immerhin die Hälfte
der gefühlten Spieldauer, wird als eher langweilig empfunden, kann
doch höchstens noch der Joker auf der vierten Walze einen winzigen
Gewinn geben. Bei Systemen mit drei Walzen tritt dieses Problem nicht
so scharf auf, da die »langweilige« Zeit sich auf nur ein Drittel
der Spieldauer erstreckt. Hier wurde kein angemessenes Spiel für die
Langsamkeit deutscher GSG (1.6.2) entworfen.
- Serientableau: Mit der Möglichkeit, im letzten Sonderspiel zwanzig
zusätzliche Sonderspiele durch Joker zu erzielen, ist zwar ein
wertvolles Feature gegeben, aber wenn man die Präsentation einmal
mit den vielen Gewinnmöglichkeiten im Tableau eines Wulff-Gerätes
aus der gleichen Zeit vergleicht, fehlt doch ein wenig der Pfiff.
Hier wäre mehr möglich gewesen - und dass das Tableau für die Serienanzeige
etwas auffälliger platziert wird, wäre da noch die einfachste Verbesserung.
Es ist in jedem Fall wichtiger als die Freispieluhr.
Es handelt sich schlicht um eine sehr ungüstige Kombination von Features,
die hier einen großen Erfolg des Gerätes verhindert hat. Die vorhandenen
Features setzen in ihrer graphischen Gestaltung ungünstige Schwerpunkte,
der Gewinnplan ist im negativen Sinn überraschend und die Serien sind
alles in allem zu selten. Rückblickend3.34 betrachtet ist völlig klar, dass Hellomat-Geräte dieser Generation
ein seltener Anblick waren - an ihnen ist nichts, was einem Spieler
das richtige Kopfkino vermittelt, von dem er sich
gern fesseln und zum Einwurf von Geld bewegen lässt, und damit besteht
für Aufsteller kein Grund, diese Geräte aufzustellen. Es gibt viele
Geräte, die so gestaltet sind, dass ihre Auszahlquote besser wirkt,
als sie in Wirklichkeit ist. Beim »Wiking I« entsteht genau der
umgekehrte Eindruck. Es ist kaum möglich, ein vernichtenderes Urteil
über das Design eines GSG zu fällen.
Handbuch für die Virtuelle Zockhalle von Elias Schwerdtfeger