3.4.1.3 Abschweifung: Große Direktserien

Im Jahre 1977 geschah für die deutsche GSG-Industrie so etwas wie ein Erdbeben. Die bis dahin vor allem durch den Handel mit Zubehör und dem Umbau älterer elektromechanischer Wulff-GSG zu Unterhaltungsautomaten für die Rummelplätze bekannte Firma adp3.27 Automaten trat mit der ersten Eigenentwicklung eines GSG am deutschen Markt auf: Dem Merkur.

Image adp-merkur-1977

Von seinem Aussehen und seinem Gehäuse her war der Merkur wohl eines der hässlichsten GSG, die jemals in Deutschland vermarktet wurden, und die darin verbaute Technik steckte voller »Kinderkrankheiten«. Dies tat jedoch dem Erfolg bei den Spielern keinen Abbruch - die »Kartoffelkästen« wurden ständig bespielt, oft warteten andere Spieler darauf, dass sie endlich frei wurden. Das entging natürlich auch den Aufstellern nicht, und so kam es zu einer riesigen Nachfrage nach Merkur-Geräten.

Die Ursache für diesen Erfolg war ein klarer Appell an die Gier der Spieler. Offenbar wurde bei ADP gut und zutreffend analysiert, dass die meisten Spieler inzwischen die Seriengewinne als die »eigentlichen Gewinne« an einem GSG ansehen (1.6.4), und infolge dieser Analyse wurden »alte Zöpfe« abgeschnitten. Es gab keine Jackpots (1.6.5) und keine komplizierten Verlängerungen, mit denen die großen Serien erreicht werden konnten, sondern jede Serie - auch die 100er-Serie - war direkt aus dem laufenden Spiel heraus möglich. Zudem waren die Merkur-Geräte so gestaltet, dass häufig kleine und mittelgroße Serien gewonnen wurden, also »richtige« Gewinne. Dies ging natürlich auf Kosten der Geldgewinne.

Nach diesem Erdbeben war nichts mehr wie vorher. Jeder Hersteller versuchte, ebenfalls Spielsysteme auf den Markt zu bringen, die Möglichkeiten hoher Direktserien anboten, um die bedrohten Marktanteile zu sichern. Infolge dieser Entwicklung gingen die interessanteren Spielsysteme langsam unter. Ihre Zeit war abgelaufen.



Handbuch für die Virtuelle Zockhalle von Elias Schwerdtfeger